Die geschlossene, rechte Facebookgruppe „Bürgerwehr Landkreis Konstanz“ gibt bekannt, dass ihr für den 24.4.2016 auf dem Rathausplatz Singen angekündigter Aufmarsch jetzt doch nicht stattfinden wird. Der Facebook-Event wurde mittlerweile entfernt.
Drei Wochen lang hatten sie den Aufruf zu ihrer „Merkel muss weg“-Kundgebung auf dem Singener Rathausplatz in den sozialen Medien verbreitet. Begierig wurde er in der regionalen „Nein zum Asylantenheim“, Pegida- und AfD-Szene übernommen und positiv kommentiert, die InteressentInnen markierten die Veranstaltung und ca. 80 Facebook-User versprachen bereits ihr Kommen. Währenddessen liefen die organisatorischen Vorbereitungen auf Hochtouren. Wie kam es zu dem plötzlichen Sinneswandel?
Als Begründung für die Absage heißt es, dass die Antifa wieder mobil mache, verbunden mit einer Kopie des Mobilisierungsflyers zur Gegenkundgebung von Singen nazifrei! 15 Gruppen aus Singen, Radolfzell und Konstanz hatten dazu aufgerufen, „Nein (zu) sagen zu sexistischer und rassistischer Hetze sowie neonazistischen Parolen“ und sich „so wie vor einem Jahr bei der Demo gegen die NPD in Singen“ erneut quer zu stellen.
Das muss bei den rechten KundgebungsorganisatorInnen mächtig Eindruck hinterlassen haben. So beklagen sie, dass zu wenige an ihren Demos teilnehmen würden und die Antifa mit Sicherheit in der Mehrheit wäre, was es ihnen unmöglich mache, eine Demonstration unter dem Titel „Merkel muss weg“ in Singen durchzuführen.
Für den 7. Mai wollen sie einen erneuten Anlauf in Singen versuchen. Diesmal backen sie kleinere Brötchen und peilen von Anfang an den Platz der Ekkehard-Realschule an, nicht den Rathausplatz, an dem sie sich nun zweimal verhoben haben. Außerdem versuchen sie von den islamistischen Anschlägen in Paris und Brüssel zu profitieren, indem sie diese zum Thema ihrer Kundgebung machen.
Gleichzeit wählte die rechte Bürgerwehr-Gruppe mit dem 7. Mai ein symbolträchtiges Datum. Der 7./8. Mai 1945 ist der Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus und der Kapitulation von Hitlerdeutschland. In der Naziszene ist das Datum aus dem gleichen Grund kein Gedenktag einer Befreiung. Wir „feiern nicht“ schreiben sie dann auf die Fronttranspis ihrer am 7. oder 8. Mai durchgeführten Demonstrationen, mit denen sie das Rad der Geschichte zurückdrehen wollen.
Zuerst erschienen bei LinksRhein
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