Industrie 4.0 ist in in aller Munde, zumindest bei Wirtschaftsverbänden und in Politikerkreisen. Umschrieben wird mit diesem griffigen Schlagwort der tiefgreifende Wandel der Produktions- und Arbeitsprozesse, von dem nicht nur das produzierende Gewerbe betroffen ist. Auch in vielen Dienstleistungsbranchen erledigen immer häufiger Automaten, Computer und Roboter Arbeiten, die bisher Menschen geleistet haben – Tendenz rasant zunehmend.
Laut einer Studie der Universität Oxford könnten bis 2030 rund 47 Prozent aller Arbeitsplätze in den USA der Automatisierung zum Opfer fallen. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen Untersuchungen auch für die Bundesrepublik; so sind etwa nach Prognosen von Volkswirten der Ing-Diba-Bank 59 Prozent der rund 31 Millionen Beschäftigungs-verhältnisse durch die Digitalisierung bedroht.
Zwar wurden in Industriegesellschaften Menschen schon immer durch Maschinen ersetzt, weil das die Produktivität und damit die Profite steigert. Das historisch Neue sei, sagen nicht wenige Experten, dass erstmals der Wegfall von Arbeit – anders als bei Technologieschüben der Vergangenheit – nicht durch die Ausdehnung von Märkten kompensiert werden könnte.
Welche Antworten finden Gewerkschaften und die gesellschaftliche Linke auf diese Herausforderung? Brauchen wir nicht endlich deutlich kürzere Arbeitszeiten? Ist es eine gute Idee, auf diese Entwicklung mit einer Steuer auf Automaten und Maschinen zu reagieren, die der Allgemeinheit zugute kommt? Oder ist nicht eigentlich nötig, die Systemfrage zu stellen, denn, wie der linke Philosoph Patrick Spät formuliert, „die Automatisierung ist nur dann ein Horrorszenario, wenn man innerhalb der kapitalistischen Logik denkt. Sie könnte ein Paradies sein, wenn die Maschinen allen gehörten.“
Über Fragen wie diese wollen wir uns am 3. Mai gemeinsam Gedanken machen. Ein Beschäftigtenvertreter wird dabei eingangs über die Erfahrungen berichten, die Lohnabhängige im Einzelhandel schon heute mit der Digitalisierung machen müssen.
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