Veranstaltung zu S21: „abgrundtief + bodenlos“

01. Januar 2018  Baden-Württemberg, Singen

Seit November 2017 ist Stuttgart21 wieder groß in den Medien. Warum? Weil auch bahnoffiziell zugegeben wird, dass S21 um 1,1 Milliarden Euro teurer und erst 2023 fertigerstellt sein wird. Und schon wird uns vorgerechnet: Aber ein Ausstieg jetzt kommt „zu spät“ und „kommt noch viel teurer als das Weiterbauen“. Das hören und lesen wir nun seit acht Jahren. Der Politologe und Publizist Winfried Wolf kommt in seinem jüngst veröffentlichten neuen Buch zu einem ganz anderen Ergebnis. Der linke Verkehrsexperte gilt als profunder Kenner der Bahn und beschäftigt sich seit Jahren mit Stuttgart 21. Am 19. Januar wird er es auf Einladung von „Singen ökologisch und sozial“ und attac in Singen vorstellen.

Tatsächlich geht es bei S21 um viel mehr als nur ein weiteres vermurkstes Großprojekt. Stuttgart 21 ist in dreifacher Weise einmalig: Es handelt sich erstens um das mit Abstand teuerste Bauprojekt in Deutschland. Es kostet laut Bundesrechnungshof, nicht 7,6, sondern mindestens 10 Milliarden Euro. Es ist zweitens das einzige Projekt, bei dem eine gigantische Summe dafür ausgegeben wird, eine bestehende Kapazität – hier diejenige des Hauptbahnhofs Stuttgart – zu verkleinern. Schließlich gibt es drittens nirgendwo in Deutschland eine derart große, kreative Protestbewegung, die seit mehr als sieben Jahren und am 15. Januar 2018 mit dann 400 Montagsdemonstrationen aktiv ist.

Und warum wird weitergebaut? Da gibt es die Interessen der Konkurrenz – Autoindustrie und Flugverkehr – denen eine weitere Schwächung der Schiene zu pass kommt. Doch vor allem geht es um Staatsräson. Laut Angela Merkel wird mit Stuttgart 21 der Standort Deutschland verteidigt. Wenn Stuttgart 21 gestoppt wird, dann wird bundesweit der Widerstand gegen andere zerstörerische Großprojekte – etwa derjenige gegen die Feste Fehmarnbelt-Querung oder derjenige in München gegen die zweite S-Bahn-Stammstrecke oder derjenige in Frankfurt/M. gegen den weiteren Ausbau des Rhein-Main-Airports – gestärkt werden.

Winfried Wolf hat Stuttgart21 von Anfang an publizistisch kommentiert. Mit „abgrundtief + bodenlos“, das er am 19.1. in Singen präsentieren wird, legte er das erste Buch vor, das die gesamte Geschichte des Großprojekts ausbreitet, dessen zerstörerischen Charakter analysiert und den Bürgerprotest umfassend darstellt.

Wolf ist Diplompolitologe und Dr. phil. Er wuchs in Ravensburg auf und lebt heute bei Berlin. 1994 bis 2002 war er PDS-Bundestagsabgeordneter, gewählt in Baden-Württemberg. Wolf veröffentlichte das erste Buch überhaupt zu Stuttgart21 („Hauptbahnhof im Untergrund?“, 1. Aufl. Köln 1995). Er war 2011-2013 Mitherausgeber von drei Büchern zu S21. Darüber hinaus veröffentlichte er u.a. „Verkehr. Umwelt. Klima – Die Globalisierung des Tempowahns“ (Wien 2007 und 2009) und – zusammen mit B. Knierim – „Bitte umsteigen! 20 Jahre Bahnreform“ (Stuttgart 2014). Wolf ist Chefredakteur der Zeitschrift Lunapark21, die 2014 das LP21-Extraheft „20 Jahre Bahnreform -20 Jahre Stuttgart 21“ publizierte.

Wann: Freitag, 19. Januar 2018, 19.30 Uhr
Wo: Singen, Gems (Gasthaus zum Kreuz)

Veranstalter: Singen ökologisch und sozial (Sös) und attac – Gruppe Singen


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