
Als am 11.März 2011 die Naturkatastrophe eines Tsunamis in einen nuklearen Störfall im japanischen Fukushima mündete, war plötzlich das „Restrisiko“ der atomaren Energiewirtschaft nicht mehr kleinzureden. Tausende Menschen starben, mussten fliehen und wurden Opfer einer Verstrahlung. Wie in der Region um Tschernobyl sind auch in Fukushima die Strahlenwerte auch elf Jahre nach dem Unglück zu hoch, als dass die Menschen in ihre Heimat zurückkehren könnten. Auch die gesundheitlichen Folgen, allen voran die Fälle von Krebs, sind im Landesvergleich signifikant erhöht. [1] Durch die Katastrophe wurde nur allzu klar, dass die Atomenergie im Krisenfall eben nicht beherrschbar ist und selbst Konsequenzen zeitigt, die Leben kosten.
Der Konsens der deutschen Energiepolitik, der sich nach zwei Wenden der Bundeskanzlerin inklusive teurer Geschenke an die Betreiberunternehmen einstellte, weicht nun in Folge des russischen Einmarsches in die Ukraine und der nun wiederum offenbar gewordenen Abhängigkeit der deutsches Energieversorgung langsam auf. Nicht nur steht die Idee im Raum, den Kohleausstieg nach hinten zu verschieben, auch die alten Atommeiler könnten in Betrieb bleiben, um die energetische Souveränität der Bundesrepublik zu wahren. Die Hoffnung, durch das Festhalten an alten Energieträgern die Versorgung kurzfristig zu sichern, bleibt trügerisch, ist doch die Abhängigkeit zu umfänglich. Zudem ist weder die Kohle sauberer noch der Atomstrom sicherer oder die Lagerung seiner Reste in irgendeiner Weise absehbar. Das „Restrisiko“, so hat es den Anschein, ist wieder kleiner geworden.
Aber auch von Seiten der Energiepolitik der Europäischen Union wird der Konsens der bundesdeutschen Energiewende torpediert. Der Qualifizierung der Atomkraft und Erdgas als klimaneutrale Energieträger ist von einer kurzfristigen Perspektive getragen, die sich in den Zeiten eines öffentlichen Bewusstseins des Klimawandels und seiner existentiellen Folgen mehr als nur unzeitgemäß ausnimmt. Die massiven Kosten der AKWs, wenn diese nicht mit Steuermitteln, Laufzeitverlängerungen oder Einspeisevergütungen gefördert werden, lassen sich gerade an britischen Neubauten ablesen. [2] Auch der Zustand der französischen Meiler lässt mehr Sorgen als Zuversicht entstehen. [3] Dass die Subventionen des Green New Deals in neue und alte Atomkraftwerke fließen sollen, ist letztlich eine Farce.
Leider hat es die Bundesregierung nicht geschafft, die Energiewende so umzusetzen, dass diese zu einem internationalem Vorbild gereichen würde. Der Ausbau der Netze, die den Strom vom Norden in den Süden bringt, ist genauso mangelhaft wie die Ausbreitung klimaneutraler, effizienter Energieerzeugungsmittel in der Fläche, von Windrädern bis Solaranlagen. Die Folge dieses politischen Unvermögens ist die Wahl von Pest oder Cholera, vor dem die deutsche Energieversorgung gerade steht. Somit rufen wir gerne zur Beteiligung an den Veranstaltungen zur Mahnung auf, die die natürlichen und menschlichen Kosten nuklearer Energieversorgung wieder in den Fokus öffentlicher Aufmerksamkeit tragen wollen.
- https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.folgen-von-fukushima-viele-krebskranke-fuerchten-aechtung.55d2dc68-4b42-4516-ac01-bd372ff5e898.html
- https://www.fr.de/wirtschaft/britischer-meiler-kostet-mehr-90190553.html
- https://de.euronews.com/2022/02/08/untersuchung-auf-mogliche-korrosionsschaden-frankreich-schaltet-weitere-atomkraftwerke-ab
Am Freitag, den 11. März wird ab 18:00 eine Mahnwache auf der Konstanzer Marktstätte stattfinden.
Zudem wird es am Sonntag, den 13. März von 11:00 bis ca. 14:00 hinter der Fahrradbrücke in Richtung Ebertplatz einen Infostand zum Thema geben, inklusive der Möglichkeit, sich an einer Petition gegen das Greenwashing der Taxonomie-Politik zu beteiligen. Die Möglichkeit diese zu unterstützen besteht auch online: https://aktion.bund.net/eu-taxonomie
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