
Seit nunmehr sieben Wochen streikt das nichtärztliche Personal von sechs Uni-Kliniken in Nordrhein-Westfalen unter dem Motto „Notruf NRW„, um auf die desolaten Arbeitsbedingungen hinzuweisen und von den Klinikleitungen Verbesserungen wie einen Tarifvertrag „Entlastung“ und eine Mindestpersonalausstattung zu erzwingen. Durch die staatliche Unterfinanzierung der Krankenhäuser fehlen allein in den Krankenhäusern NRWs rund 20.000 Fachkräfte: Hieran wird deutlich, dass ver.di und die Beschäftigten hier nicht nur für sich, sondern für das Wohl der Patient:innen eintreten.
Die schlechten Arbeitsbedingungen sind schon lange bekannt, nur fallen die Antworten der Politik bislang eher mangelhaft aus. Das Problem fängt dabei bei dem System der Fallpauschalen und den finanziellen Fehlanreizen an und geht bishin zur individuellen Überlastung durch personelle Engpässe und Überstunden. Neben dem Stress führt dies zu struktureller Unzufriedenheit der dort Tätigen, weil diese einfach aufgrund des Zeitdrucks und Personalmangels die Patient:innen nicht richtig versorgen können. Die von der Politik vorgegebene Profitorientierung, das unbedingte Gebot der Effizienz und der Kostenersparnis wird nicht nur auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen, sondern führt auch zu einer schlechteren medizinischen Versorgung der Patient:innen.
Weil die Arbeitsbedingungen in den Kliniken eine gute Pflege auch bei bestem Bemühen der Beschäftigten unmöglich machen, kehren immer mehr gut ausgebildete Fachkräfte diesen Berufen den Rücken. Es zeigt sich, dass der Applaus der letzten Jahre leider ein reines Lippenbekenntnis war, und die systemische Relevanz der Beschäftigten im Sektor der medizinischen Versorgung zumindest in der Politik immer noch nicht anerkannt wird.
Wenn nun das Universitätsklinikum in Bonn gegen den Streik klagt und hierfür gerade die Patienten und ihre Versorgung vorschützt, dann ist das letztlich nur zynisch, kämpfen doch die Streikenden gerade für diese. Die Streiks bedrohen die Versorgung der Patient:innnen keineswegs, wohl aber die momentanen Arbeitsbedingungen in den Kliniken. Vielleicht muss man diesen juristischen Einspruch einfach als motivierende Einladung begreifen, sich an dem morgigen gemeinsamen Streiktag zu beteiligen, der nun passenderweise nach Bonn verlegt wurde. Also:
Gemeinsam stark für Entlastung!
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Bild entnommen von der Website
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